Aus Angst Mutter springt
in den Tod
Zweijähriger Sohn überlebt Sturz aus zwölf Meter -
Sein Bruder stirbt in den Flammen
Landshut. Der verheerende Wohnungsbrand an der Weilerstraße
am frühen Montagmorgen kostete zwei Menschen das Leben. Die 35-jährige
Gisela C. hatte in ihrer Verzweiflung ihren zweijährigen Sohn
vom Balkon der lichterloh brennenden Wohnung geschubst und sprang
selbst aus zwölf Metern Höhe hinterher. Die junge Mutter
starb noch am Unfallort, der Bub überlebte den Fall. Ihr vierjähriger
Sohn, den die Feuerwehrmänner in der Wohnung fanden, konnte nur
noch tot aus den Flammen geborgen werden. Zum Brand rückten insgesamt
93 Feuerwehrmänner aus.
Um 1.42 Uhr meldeten sich in der Polizeieinsatzzentrale die ersten
Nachbarn, die die Flammen gesehen hatten. Das Feuer war im vierten
Stock des Doppel-Mehrfamilienhauses ausgebrochen. Doch als die ersten
Rettungskräfte in der Weilerstraße eintrafen, hatten sich
schon grauenvolle Szenen abgespielt: Die Drei-Zimmer-Wohnung im obersten
Stock brannte lichterloh und auf der Grünfläche vor dem
Wohnblock lag die 35-jährige Gisela C. regungslos neben ihrem
zweijähriger Sohn Martin.
Die Nachbarn, die sich ins Freie gerettet hatten, mussten mit ansehen,
wie die junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn hilflos auf dem Balkon
standen, um sich vor dem Feuer, das in der Wohnung wütete, zu
schützen. Doch die Flammen schlugen zunehmend meterhoch aus den
Fenstern, griffen auf den Dachstuhl des Doppelhauses über und
breiteten sich schließlich auch auf dem Balkon aus. In ihrer
Panik schubste die Mutter ihren Sohn Martin vom Balkon, dann sprang
sie selbst zwölf Meter in die Tiefe. Dabei soll sie mit dem Kopf
gegen das Gelände eines darrunterliegenden Balkons gestoßen
sein.
Gisela C. erlitt so schlimme Verletzungen, dass der Notarzt sie nicht
mehr retten konnte. Der Zustand vom zweijährigen Martin dagegen,
der den Sturz überlebte, ist stabil. "Er ist nicht lebensgefährlich
verletzt worden", bestätigte ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Die Feuerwehrmänner, die den Kampf gegen die Flammen vom Treppenhaus
aus in Angriff genommen hatten, seien wegen der extremen Hitze und
den pechschwarzen Rauchschwaden nur schwer vorwärts gekommen,
sagte Stadtbrandrat Erich Gahr, der den Einsatz leitete. In der ausgebrannten
Wohnung machte ein Feuerwehrmann dann die grausame
Entdeckung: Im kleinen Zimmer fand er die Leiche des vierjährigen
Manuel. Der Feuerwehrmann erlitt einen Schock und musste anschließend
psychologisch betreut werden.
Die Ursache für das Feuer ist noch ungeklärt. Trotzdem gibt
es laut Polizei keine Hinweise, die auf einen technischen Defekt oder
Fremdbrandstiftung deuten. Stadtbrandrat Erich Gahr vermutet, dass
ein länger andauernder Schwelbrand, bei dem sich Rauch, Wärme
und Gase an der Decke sammeln, durch plötzliche Frischluftzufuhr
zu dem großen Feuer führte, "Es muss dermaßen
schnell gegangen sein, dass die Personen nicht mehr die Möglichkeit
hatten das Treppenhaus zu erreichen", sagte Gahr.
Gisela C war erst am 1. Februar mit ihren Kindern in das Haus des
Katholischen Siedlungswerks gezogen. Sie stammte aus der Dominikanischen
Republik und lebte getrennt von ihrem Mann in der Landshuter Wohnung,
wie Geschäftsführer Ulrich Beinlich vom Siedlungswerk bestätigte.
Und ihr Sohn Manuel hatte sich in den wenigen Monaten im Pestalozzi-Kindergarten
gerade gut eingelebt. Christoph Reich
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