Feuer in der Wohnung:
Mutter und Sohn (4) sterben 35-Jährige springt mit Zweijährigem
zwölf Meter in die Tiefe - er überlebt, sie stirbt / Zweites
Kind erstickt (Walter Schöttl, MZ)
LANDSHUT. Bei einem verheerenden
Wohnungsbrand in Landshut sind in der Nacht zu Montag eine 35-jährige
Frau und ihr vierjähriger Sohn ums Leben gekommen. Der zweijährige
Sohn liegt schwer verletzt im Landshuter Klinikum.
Er soll inzwischen außer Lebensgefahr sein.
Um 1.42 Uhr meldete in der Einsatzzentrale der Polizeidirektion Landshut
der erste Anrufer den Wohnungsbrand in dem Mehrfamilienhaus in der
Weilerstraße, einem Doppelhaus, das von insgesamt 20 Parteien
bewohnt wird. Für die Landshuter Feuerwehren und die Rettungsleitstelle
des BRK wurde für mehrere Dutzend Einsatzkräfte Großalarm
ausgelöst.
"Es war schrecklich, als wir eintrafen,
brannte die Wohnung im vierten Obergeschoss lichterloh, die Flammen
schlugen meterhoch aus den Fenstern und hatten bereits auf den Dachstuhl
des Doppelhauses übergegriffen," so ein sichtlich geschockter
Feuerwehrmann.
"Obwohl wir schon auf dem Weg zum Haus waren und laufend weitere
Rettungsfahrzeuge eintrafen, konnten wir nicht verhindern, dass eine
Frau, die auf dem Balkon ihrer Wohnung im vierten Stock stand, offenbar
in voller Panik ein Kleinkind vom Balkon schubste und anschließend
aus einer Höhe von etwa zwölf Metern in die Tiefe sprang",
so der Augenzeuge. Aus dem vierten Stock dieses Wohnhauses sprang
die verzweifelte Mutter mit ihrem zweijährigen Sohn zwölf
Meter in die Tiefe.
Die Wohnungsinhaberin, die 35-jährige Gisela C. und ihr zweijähriger
Sohn Martin prallten auf die Grünfläche vor dem Wohnblock
und blieben schwer verletzt liegen. Sie wurden sofort von Notärzten
und Rettungssanitätern versorgt, die aber nicht verhindern konnten,
dass die 35-Jährige noch am Unglücksort ihren schweren Verletzungen
erlag. Der kleine Martin wurde sofort ins Landshuter
Klinikum gebracht. Er soll inzwischen über den Berg sein.
In der ausgebrannten Wohnung machte ein Feuerwehrmann
dann eine grausame Entdeckung: Er fand die Leiche des zweiten Sohnes,
den 4-jährigen Manuel. Der Feuerwehrmann
erlitt einen Schock und musste später
psychologisch betreut werden. Bei den
Löscharbeiten wurden drei Feuerwehrmänner und drei Bewohner
des Hauses leicht verletzt.
In den Mittagsstunden waren die Mitbewohner und Nachbarn noch immer
schockiert. Vor dem Haus erinnerten Glassplitter, Dachziegel und verkohlte
Jalousien vom schrecklichen Geschehen in der Nacht. Sie sei durch
"Feuer, Feuer" - Rufe aufgeschreckt worden und ins Freie
gelaufen, berichtete eine Mitbewohnerin. Sie habe aus dem Wohnzimmerfenster,
im vierten Stock die Flammen schlagen sehen: "Es war richtig
schlimm, es hat auch stark geraucht."
Wohnungsnachbar Peter W. berichtete, dass er sich im Durcheinander
im Treppenhaus mit einem anderen Nachbarn einen dort hängenden
Feuerlöscher geschnappt habe. Zunächst habe man sich überlegt,
die Tür zur brennenden Wohnung einzuschlagen. Um das Feuer durch
eventuellen Zug nicht noch mehr zu entfachen, habe man aber darauf
verzichtet.
Zur Brandursache gibt es bislang nur vage Anhaltspunkte. Es gebe keine
Hinweise, die auf einen technischen Defekt oder Fremdbrandstiftung
hindeuten, so die Kriminalpolizei Landshut. In die Ermittlungen ist
auch ein Brandsachverständiger des Bayerischen Landeskriminalamtes
eingeschaltet. Stadtbrandrat Erich Gahr berichtete, dass durch die
unglaubliche Hitzeentwicklung auch Türen und Rollläden geschmolzen
seien. Er vermutet, dass es schon einige Zeit brannte, bevor die Anwohner
den Qualm bemerkten. Schließlich müsse es eine
Art Explosion gegeben haben. Über die Opfer ist bei den
Nachbarn nur wenig bekannt, die dunkelhäutige allein erziehende
Mutter war erst im Frühjahr dieses Jahres in die Wohnung gezogen.
Zuvor hatte sie sich von ihrem Ehemann, der aus dem Landkreis Landshut
stammt, scheiden lassen. Eine Anwohnerin: "Sie hat nur gebrochen
Deutsch gesprochen, war ruhig und immer sehr fürsorglich zu ihren
beiden Kindern."
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