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Landshuter Zeitung vom 26.11.2002

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Tragödie an der Weilerstraße Wohnungsbrand fordert zwei Tote
Sieben Menschen sind verletzt, die Ursache wird noch von der Kriminalpolizei ermittelt

Bei einem Wohnungsbrand an der Weilerstraße sind am frühen Montag morgen eine Mutter und ihr vier Jahre altes Kind ums Leben gekommen. Den Jungen fand die Feuerwehr tot in der Wohnung. Die 35-jährigeMutter starb, nachdem sie mit ihrem anderen Kind, einem zweijährigen Jungen, vom Balkon aus dem vierten Stock sprang. Nach Polizeiangaben schubste sie den Jungen vom Balkon und sprang aus zwölf Metern Höhe hinterher. Der Junge überlebte und wird derzeit im Kinderkrankenhaus behandelt. Bei dem Feuer wurden drei weitere Bewohner und drei Feuerwehrleute verletzt. Die Ursache des verheerenden Brands ist derzeit noch ungeklärt.

Montag 11 Uhr. Noch immer riecht es vor dem Mehrfamilien-Doppelhaus an der Weilerstraße nach Rauch. Neben dem Eingang unterhalb der ausgebrannten Wohnung liegen zerborstene Dachziegel, Fensterglas, verkohltes Holz und verschmorte Jalousien-Teile. Die Dachbalken sind von der Gewalt des Feuers freigelegt worden. So verhält es sich auch auf der anderen Seite des Hauses, wo sich der Balkon befindet. Von ihm stürzte sich die verzweifelte Mutter mit ihrem zwei Jahre alten Sohn zwölf Meter in die Tiefe. Im Hausflur wird der Rauchgeruch beißender, je weiter man die Treppen hinauf steigt. Eine Hausbewohnerin ist gerade dabei, den Ruß, der sich am Montagmorgen im Flur breitgemacht hat, vom Boden aufzuwischen. An der Wohnungstür, von der aus zwei Räume zu sehen sind, blickt man in ein trostloses Bild der Verwüstung: Die Wände sind vom Feuer kahl gefressen. Von dem Türrahmen hat der Brand nur verkohlte Gerippe übriggelassen. Der Boden ist übersät mit einem Gemisch aus verkohltem Teppich und Löschschaum. Lediglich eine Couch im Wohnzimmer ist noch deutlich als solche zu erkennen. Eine Hausbewohnerin erzählt, dass sie in der Nacht Schreie gehört hat. Eine andere hat die Polizei verständigt. Von Polizisten und Feuerwehrleuten sind rund 50 Bewohner ins Freie gebracht worden. "Wir standen draußen, als die Mutter mit ihrem Kind im Arm auf dem Balkon war", berichtet die Frau, die einen Stock tiefer wohnt. "Überall waren Flammen, deshalb ist sie gesprungen. Es war schrecklich." Um 1.42 Uhr waren bei der Polizei mehrere Anrufe von Nachharn eingegangen, die die Flammen im Haus gegenüber gesehen hatten. Als die ersten Rettungskräfte in der Weilerstraße eintrafen, brannte es nach Polizeiangaben in der Wohnung im vierten Stock schon lichterloh. Die Flammen hatten sich bereits zum Dachstuhl des Mehrfamilien-Doppelhauses mit jeweils zehn Parteien ausgebreitet.
Zum Brand in der Wolfgangsiedlung rückten die Löschzüge Stadt, Wolfgang, Rennweg und Achdorf, außerdem der ABC-Zug der Stadt an. 93 Feuerwehrmänner waren im Einsatz. Wie hoch der materielle Schaden ist, den das Feuer angerichtet
hat, ist derzeit noch unklar. Stadtbrandrat Erich Gahr, der den Einsatz leitete, geht von mindestens 100000 Euro aus.
"Als wir eintrafen, lagen die Frau und das Kind schon am Boden", sagte der Stadtbrandrat gestern der LZ. Auch der vier Jahre alte Junge in der Wohnung war bereits tot. Der Feuerwehrmann, der ihn fand, musste wegen eines Schocks behandelt werden. Zwei Kollegen erlitten wegen der enormen Hitze - drei Räume brannten, in den übrigen stand dichter Rauch - leichte Brandverletzungen.
Drei Bewohner wurden wegen Rauchvergiftungen behandelt. Nach einer knappen Dreiviertelstunde hatten die Feuerwehrleute das Feuer gelöscht. Mit der Brandursache befassen sich derzeit die Kriminalpolizei und ein Sachverständiger des Landeskriminalamts. Weil die Wohnung derart zerstört sei, gestalteten sich die Ermittlungen äußerst schwierig, teilte die Polizei mit. Bislang lägen keine Hinweise vor, die auf einen technischen Defekt oder auf Brand-
stiftung deuteten. Mit einem Ermittlungsergebnis könne erst in den folgenden Tagen gerechnet werden, hieß es gestern.
Stadtbrandrat Erich Gahr geht davon aus, dass es in der Wohnung wohl schon länger gebrannt habe, die enorme Feuersbrunst schließlich durch die Zufuhr von Luft schlagartig ausgebrochen sei.
Den Zustand des zweijährigen Jungen, der den Sturz überlebt hat, bezeichnete der Chef des Kinderkrankenhauses St. Marien, Dr. Klaus Hofweber, gestern als "momentan nicht schlecht". Siegfried Rüdenauer

 

Fehler:

Schaum wurde nicht verwendet beim Löschangriff. Der Feuerwehrmann mit einem Kreislaufzusammenbruch (nicht Schock) hat den Leichnam nicht gefunden, sondern war an der Bergung beteiligt!